Ein paar Gedanken zum Flow

Karl hat auf seinem Blog lebenskünstler.at aufgerufen unsere Gedanken zum Thema Flow zu teilen. Da ein großer Teil meiner Arbeit am besten im Flow-Zustand von der Hand geht, freue ich mich schon darauf, von anderen zu lesen und auf ein paar neue Ideen zu stoßen. Hier ist mein Beitrag.

Ich merke nicht, wie die Zeit vergeht, meine Umwelt tritt in den Hintergrund, alles passt zusammen, es gibt keinen Zweifel. Alles „läuft“ wie am Schnürchen. Da macht die Arbeit richtig Spaß. Das Spannende ist, dass Zeit, Umfeld und Einstellung maßgeblich bestimmen, ob der Flow überhaupt einsetzt.

Zeit

Die Zeit ist der unbeständigste Teil. Um im Flow gut arbeiten zu können, brauche ich Zeit am Stück. Viel davon. Ungestört. Aber dazu später mehr. Zeit ist wichtig, denn der Flow ist zu wertvoll, um ihn für eine Besprechung zu unterbrechen.

Anders herum ist viel Zeit aber auch eine Schwierigkeit. Nichts verleitet mehr dazu, doch nochmal kurz nach Neuigkeiten zu schauen, als das Wissen „noch sooo viel Zeit“ zu haben. Das hat allerdings mehr mit der Einstellung als der Zeit an sich zu tun. Andererseits ist ein fester Termin ein gutes Mittel, sich rückhaltlos in die Arbeit zu stürzen.

Ich merke oft, dass es mir leichter fällt in den Flow zu kommen, wenn ich eigentlich etwas anderes tun sollte oder nur wenig Zeit habe. Künstliche Termine funktionieren dabei nicht, wohl aber alltäglich Dinge. Diesen Artikel schreibe ich zum Beispiel gerade, obwohl ich eigentlich Essen kochen wollte.

Umfeld

Wie schon vor Ewigkeiten diskutiert, macht der Arbeitsplatz (oder der Ort, an dem man sich entscheidet zu arbeiten) eine Menge aus. Für mich ist das nicht zwingend ein leerer Raum, in dem absolute Stille herrscht. Es ist viel wichtiger, dass nichts passiert, das meine Gedanken auf eine andere Spur bringt.

Großraumbüros zum Beispiel sind denkbar ungeeignet, um in den Flow zu kommen. Der Grund dafür (zumindest für mich) ist nicht nur der Lärm, es ist die Nähe von Leuten, mit denen ich regelmäßig zu tun habe. Ein Ablenkung, die nur darauf wartet, im ungünstigsten Moment zuzuschlagen. Da läuft immer wieder mal jemand am Schreibtisch vorbei, das Telefon klingelt und so weiter.

Interessanterweise kann ich andere Leute in einem Café viel leichter ausblenden. Mit denen habe ich nichts zu tun.

Musik kann dabei helfen die Umwelt etwas zu dämpfen, hat aber auch seinen Preis. Der Flow ist dann nur „ein bisschen“ da und viel leichter zu stören. Ein guter Tipp, den ich von Rob Walling in dem Podcast „Startups for the rest of us“ (ab Minute 7:05) gehört habe, ist sich einen guten Song zu suchen und den auf endlos zu schalten. Neben dem eigentlich Ziel, die Ablenkungen aus der Umwelt zu reduzieren, hat das noch einen Effekt: Es bindet das Gefühl des Flow und die Idee etwas zu schaffen (den Mindset) an diesen Song. Das hilft, beim nächsten Mal wieder in den Rhythmus zu kommen.

Alles eine Frage der Einstellung

Dieser Spruch trifft es ganz genau. Mein größtes Flow-Hindernis befindet sich gerade zwischen Bildschirm und Bürostuhl. Ich fange gar nicht erst an. Ich denke zu viel nach. Ich lasse mich zu leicht ablenken. Das sind alles Zeichen, dass irgend etwas nicht mit meiner Aufgabe stimmt.

Vorausgesetzt, dass ich das Ziel selbst ausgesucht habe, sind das die häufigsten Gründe, weshalb ich nicht in den Flow komme:

  1. Mein Ziel ist nicht klar. Ich kann nicht genau sagen, was ich erreichen möchte und wie ich erkenne, dass ich fertig bin.
  2. Mein Ziel ist zu groß. Oft bedeutet das, dass ich mein Ziel nicht vollständig durchdacht habe. Ich kenne die einzelnen Schritte nicht oder bin von einem äußeren Ereignis abhängig.
  3. Ich habe Zweifel an dem Sinn oder Erfolg meines Ziels. Es kann sein, dass es nur eine andere Ausprägung von 2. ist. Manchmal stimmt auch einfach das (gefühlte) Verhältnis zwischen notwendiger Arbeit und der Aussicht auf Erfolg nicht. Bist du bereit, hunderte Stunden Arbeit in dieses Projekt zu investieren, auch wenn es niemanden interessiert? Wenn die Antwort darauf nicht ein klares Ja ist, sieht es schlecht aus.

Am Ende sind es die gleichen Gründe, die für einen Mangel an Motivation und allgemeine Prokrastination sorgen. Oft hilft es dann, einen Schritt zurück zu machen und festzustellen, wie das Ziel genau aussieht. Wie sieht der nächste Schritt aus? Und zur Not für einen Moment daran zu glauben, dass sich alle Arbeit am Ende lohnen wird.

Der wichtigste Schritt, um in den Flow zu kommen, lautet für mich aber:

Fang endlich an!